DOCa Rioja - Spaniens Aushängschild für beste Qualitäten
Die Region Rioja
Durchquert man die Pyrenäen von Frankreich kommend in Richtung Süden, erreicht man bald das Tal des Ebro, der Nordspanien in südöstlicher Richtung bis hin zum Mittelmeer durchfließt. Am Mittellauf des Ebro, ca. 50 km südlich von Pamplona, erstreckt sich auf 120 km Länge und 40 km Breite eine Region, die zu den bekanntesten Weinanbaugebieten Spaniens gehört: die Rioja. Dort wird auf einer Gesamtfläche von 60.882 ha Wein angebaut (Stand 2008. Quelle: Consejo Regulador der D.O.C. Rioja). Die Region verdankt ihren Namen dem "Río Oja", einem der sieben Nebenflüsse des Ebro in diesem Gebiet, der von Süden kommend nahe der Stadt Haro in den Ebro mündet. Hier liegt auch der Mittelpunkt des Wein- baus in der Rioja. Die Rioja wird im Norden durch das kantabrische Gebirge und im Süden durch die Sierra de la Demanda begrenzt. Das Hauptwirtschaftszentrum der Region ist Logroño.
Die Region gliedert sich in drei Teilgebiete: Rioja Alavesa, Rioja Alta und Rioja Baja
1. Die Rioja Alavesa ist nördlich des Ebro zwischen Haro und Logroño gelegen; sie ist das kleinste der drei Teilgebiete. Die Weinberge befinden sich hier vorwiegend an Südhängen. Die Weine haben einen niedrigen Säuregehalt und eine ausgeprägte Blume. Die Niederschlagsmengen liegen bei fast 500 mm/Jahr. Die Böden sind leicht und kalkreich, locker und porös. Zu den wichtigsten der insgesamt 18 Weinbaugemeinden der Alavesa, die ca. 20% der Gesamtrebfläche der Ursprungsbezeichnung "Rioja" bewirtschaften, gehören Laguardia, Elciego und Oyón.
2. Die Rioja Alta ist das eigentliche Zentrum des Weinbaus, das sich südlich des Ebros zu den Bergen der Sierra de la Demanda hin erstreckt. Hier liegen nicht nur 42% der Anbaufläche der gesamten Rioja, hier findet man auch die meisten und größten Bodegas der Region. Das Gebiet umfaßt 75 Gemeinden sowie einen kleineren Bezirk, El Ternero, der über den Ebro nach Norden in das Gebiet der Alavesa hineinreicht. Auffallend sind die hellbraunen, kalkhaltigen Lehmböden. Angebaut wird hier vorwiegend die Tempranillo-Traube, die den Rioja-Weinen Charakter und Eleganz verleiht. Auch hier herrscht, wie in der Rioja Alavesa, auf Grund der höheren Lage ein kühleres Klima, das noch vom Einfluß des Atlantik bestimmt wird. Hier wachsen leichte, frische Weine von hervorragender Qualität.
3. Die Rioja Baja schließt sich in südöstlicher Richtung an die Rioja Alta an und folgt dem Flußlauf des Ebro in Richtung Mittelmeer. Auf die 37 Gemeinden der Rioja Baja entfallen ca 38% der Anbaufläche. Das Klima ist hier bereits merklich wärmer und trockener. 3.000 Sonnenstunden werden jährlich gezählt, es fällt nur noch ca. 370 mm Niederschlag pro Jahr. Die Erträge in diesem Gebiet sind höher als in den anderen Gebieten der Rioja. Die Weine weisen einen höheren Alkoholgrad und einen niedrigeren Säuregehalt auf.
Geschichte
Glaubt man der Legende, so wurde im Gebiet der heutigen Rioja bereits zur Zeit der Römer Weinbau betrieben. Ausgrabungen in der Rioja Alavesa zumindest deuten darauf hin, daß es dort bereits damals Weinbau gab. Nachweislich lassen sich die Anfänge des Weinbaus in der Rioja bis ins 11. Jh. datieren.
Nach der Befreiung Spaniens von der Herrschaft der Mauren ließen sich in der Rioja Zisterzienser-Mönche nieder, die die ersten Rebstöcke pflanzten. Dabei profitierte der junge Weinbau vom steten Erfahrungsaustausch der Mönche mit dem französischen Burgund, wo der Weinbau schon zu jener Zeit eine lange Tradition hatte. Nachdem die Klöster den Weinbau zu einer ersten Blüte gebracht hatten, stieg Anfang des 16. Jh. die Zahl der Bauern, die ihre Betriebe vom Ackerbau auf Weinbau umstellten. Offensichtlich wandelte sich damals auch der Weingeschmack. Das blieb nicht ohne Folgen für die Qualität des Weines. Die Zeit der großen Klosterweine war vorbei. Der gesteigerten Nachfrage wurde in erster Linie mit Weinen der Rebsorte Mazuelo entsprochen, die hohe Erträge bei geringem Alkoholgehalt brachte.
Im 17. und 18. Jh. entwickelte sich eine Vorliebe für den Clarete, eine damals beliebte und spezifische Mischung zwischen Rot- und Weißwein. Die Spezialität des Clarete wird auch heute noch in der Region produziert. Eine entscheidende Wende für die Bedeutung des Rioja- Weins im internationalen Handel brachte schließlich das Jahr 1780, als Manuel Quintano eine in Bordeaux entwickelte Ausbautechnik einführte und als erster benutzte. Damit wurden "mittelalterliche" Behandlungsmittel wie Harz, Fisch oder Branntwein überflüssig. Die Extraktion- szeit, während der die Farbe aus den Schalen in den Most wandert, wurde verkürzt und die Klärung des Weines wurde erstmalig mit dem Eiweiß von Hühnereiern durchgeführt.
Jahre später war es der Marqués Luciano de Murrieta, der mit Unterstützung des Duque de la Victoria die von Quintano eingeführte Technik weiterentwickelte. Der Duque de la Victoria stellte ihm seine Kellerei und seine Weinberge zum Experimentieren zur Verfügung. Schließlich kauften sie eine neue Finca, auf der sie eine Kellerei errichteten. Dort begannen sie auch, die Cabernet-Traube einzuführen und wurden damit zum historischen Vorläufer einer aktuellen Entwicklung: Auch heute experimentiert man in der Rioja wieder verstärkt mit der Cabernet-Traube.
Gegen Ende des 19. Jh. brach ein goldenes Zeitalter für den spanischen Weinbau an, von dem auch die Rioja profitierte. In Frankreich vernichtete die Reblaus den Weinbau, was zu einem drastischen Anstieg der Nachfrage an spanischen Weinen führte. Weinhändler aus allen Ländern interessierten sich für die Weine aus der Rioja. Weinbauern und Kellermeister aus Bordeaux ließen sich in der Rioja nieder und brachten ihre Erfahrungen und Kenntnisse mit. Die Rioja wurde an das Eisenbahnnetz angeschlossen, und es entstanden Weinkellereien im Bordeaux-Stil. In der Rioja bildeten sich in jener Zeit viele große Weingüter, die heute noch als Markenzeichen für den Weinbau der Region stehen.
Zur Jahrhundertwende suchte die Reblaus auch Spanien und Rioja heim. Das Interesse an einem gesicherten Minimalertrag stand in jener Zeit im Vordergrund. Nachdem die Plage überwunden war, paßten die Weingüter ihre Weinberge und die Weinproduktion während der letzten Jahrzehnte den neuesten Erkenntnissen an. Gleichzeitig gehörte die Rioja in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu den Vorreitern in der Entwicklung einer modernen Weingesetzgebung, Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung. Im Jahre 1926 wurde der erste "Consejo Regulador" (Kontrollausschuß) gegründet, und 1945 erhielt Rioja als eines der ersten Anbaugebiete Spaniens die offizielle Anerkennung als Denominación de Origen (geschütztes Anbaugebiet).
Die letzten Jahrzehnte waren geprägt von einem steilen wirtschaftlichen und technischen Aufschwung der Weinbranche. Neben der Pflege traditioneller Methoden der Weinbereitung hielt in den Betrieben modernste Kellertechnik Einzug. Viele neue, modern arbeitende Bodegas wurden gegründet, viele bestehende Betriebe wurden rigoros modernisiert. Das Resultat läßt sich sehen. Heute gehört Rioja zu den fortschrittlichsten Weinbaugebieten der Welt.
Die große Bedeutung der Rioja als Weinanbaugebiet zeigt sich auch daran, daß die geschützte Herkunftsbezeichnung (Denominación de Origen) der Region im Jahr 1991 mit der Auszeichnung "calificada" aufgewertet wurde. Seither ist die Rioja Denominación de origen calificada (D.O.C.). Um diese Auszeichnung zu erhalten, muß ein Gebiet einer Reihe beson- derer Qualitätsanforderungen gerecht werden, die die Rioja derzeit als einzige spanische Region erfüllt.
Klima
Die unterschiedlichen Klimazonen werden vor allem durch die unterschiedlichen Höhenlagen und, damit verbunden, durch die Gebirgszüge bestimmt, von denen die Rioja umgeben ist.
1. Rioja Alta und Rioja Alavesa: Hier macht sich der Einfluß des Atlantik im Norden bemerkbar. Zu Beginn des Frühjahrs, wenn die Weinstöcke in der Blüte stehen, wird das Klima durch warme Ostwinde und hohe Temperaturen bestimmt. Heiße und sonnenreiche Sommer mit kühlen Brisen in den Nächten folgen. Den Herbst kennzeichnen milde Temperaturen. Im Win- ter kommt es zu gelegentlichen Schneefällen und häufiger Reifbildung.
2. Rioja Baja: Hier macht sich der Einfluß des mediterranen Klimas bereits stark bemerkbar. Im Jahresmittel gesehen ist es hier heißer und trockener als in den anderen Regionen. Hier gibt es gelegentliche Schäden durch Hagelschlag und durch den trocken-heißen "Solano"- Wind. Die winterlichen Temperaturen fallen nur selten unter den Nullpunkt. Von Westen nach Osten nehmen die Niederschläge ab und die Temperaturen steigen an. Die mittlere Temperatur liegt in Alfaro (Rioja Baja) um knapp 2°C über der von Haro im Zentrum der Rioja Alta.
Bodenverhältnisse
In der Rioja kommen drei verschiedene Bodentypen vor:
1. Ein Gemisch aus Kalkton, Tonerde, Kreide und Sandstein.
2. Stark eisenhaltige Tonerde.
3. Magerton- und Lehmböden mit Anschwemmungen des Ebro und seiner Nebenflüsse (= sog. alluviale Ablagerung)
Diese Bodentypen verteilen sich folgendermaßen auf die Weinbaugebiete:
Rioja Alavesa: Kalktonböden
Rioja Alta: Ablagerungen, durchmischt mit kalk- und eisenhaltiger Tonerde und Anschwemmungen
Rioja Baja: Eisenhaltige Tonerde und alluviale Ablagerungen
Rebsorten
In der Rioja sind heute 7 verschiedene Rebsorten zugelassen, die ausschließlich spanischen Ursprungs sind. Im Rahmen von Anbauversuchen gestattet der Consejo allerdings auch in begrenztem Umfang die Anpflanzung von ausländischen Rebsorten. Die wichtigste Weißweinrebe ist die "Viura", die bedeutendste Rotweinrebe ist in der Rioja Alta und Alavesa die "Tem- pranillo" oder Frühtraube bzw. die "Garnacha Tinta" in der Rioja Baja.
Die 7 zugelassenen Rebsorten (Synonyme in Klammern) haben folgende Eigenschaften:
Rote Rebsorten:
1. Tempranillo (Cencibel, Tinto Fino, Ull de Llebre)
Diese große Rotweinsorte ist maßgebend für die herausragende Qualität der roten Rioja- Weine. Die Tempranillo-Traube hat eine recht dicke Schale von tiefschwarzer Tönung. Die da- raus hergestellten Weine bestechen durch eine kräftige Farbe, eine ausgewogene Säure und ein lebendiges Aroma. Sie erreichen einen Alkoholgehalt von ca. 12%, eine hohe Oxydations- beständigkeit und zeichnen sich durch eine unverkennbare Blume aus. Sie eignen sich hervorragend für eine langjährige Reifung und Alterung. Die Tempranillo-Traube reift bis Ende September und wird zwei Wochen vor der Garnacha-Traube geerntet, daher auch die Bezeichnung Frühtraube.
2. Garnacha Tinta (Garnacho, Lladoner, Tinto, Aragonés, Grenache)
Diese Sorte ist die vorherrschende Traubenart in der Rioja Baja. Sie ist genügsam und wächst sogar auf trockenen, steinigen Böden. Die Rebstöcke entwickeln sich gerade und kräftig, so daß sie auch großer Hitze und starken Winden widerstehen. Die Garnacha-Traube braucht viel Wärme und reift erst spät, ist beständig gegen Oidiumbefall (echten Mehltau), sehr emp- findlich allerdings gegenüber Peranospora (falschen Mehltau). Sie eignet sich hervorragend für die Anbaubedingungen in der Rioja Baja, wo aus ihr Weine mit blasser Farbe, aber kräfti- gem Körper hergestellt werden, die einen Alkoholgrad von bis zu 16% erreichen. Die kräftigen, gehaltvollen Weine werden oft für Verschnitte genutzt. Die hohe Oxydationsneigung er- fordert viel Sorgfalt bei der Weinherstellung, vor allem beim Umfüllen. Die Garnacha ist übrigens auch im südlichen Rhonetal verbreitet und zählt zu den Hauptsorten des Chateauneuf- du-Pape.
3. Graciano
in unverzichtbarer Bestandteil für die guten Tinto-Weine aus der Rioja, die durch diese Traube an Eleganz, Bouquet und Aroma gewinnen. Die Trauben haben eine tiefschwarze Färbung und sind trotz ihrer dünnen Schale recht unempfindlich gegen Krankheiten. Die Weine aus dieser Traube haben einen Alkoholgehalt von 10-12% und sollten jung getrunken werden. Diese Traubensorte ist in den ältesten Weinbergen zu finden und nicht mehr sehr häufig; sie gilt als einer der "Urtypen" unter den Rioja-Sorten.
4. Mazuelo (Cariñena)
Hierbei handelt es sich um eine robuste Sorte mit einem Alkoholgehalt zwischen 11,5% und 13,5%, die reich an Tannin und Gerbstoffen ist. In Verschnitten wird sie in kleinen Mengen zur Intensivierung der Farbe und zur Verlängerung der Reifezeit (geringe Oxydationsempfindlichkeit!) genutzt. Diese Sorte ist auch in den Anbaugebieten Südfrankreichs verbreitet, wo man sie als Cariñena-Traube kennt.
Weiße Rebsorten:
1. Viura (Macabeo, Alcanón)
Diese frische, aromatische Traube hat sich unter den weißen Sorten zur wichtigsten Art entwickelt. Sie ist sehr ergiebig und wird für die Herstellung von frischen, fruchtigen Weinen mit ausgewogenem Säureverhältnis und einem Alkoholgehalt von ca. 11% verwendet. Sie ist beständig gegen die Oxydation und eignet sich gut zur Einstellung bestimmter Gesch- macksrichtungen nach dem neuen Verfahren der Kaltgärung für Weißweine.
2. Malvasía (Malvasía Riojana, Rojal Blanco, Subirat)
Oft wird diese Sorte mit der Viura-Traube verschnitten. Die aus ihr hergestellten Weine sind im Alkoholgehalt mit den Viura-Weinen vergleichbar. Die Trauben dieser Sorte haben einen hohen Gehalt an Weinsäure und zeigen bei ihrer Reife eine rötliche Farbe. Sie ergeben kräftige Weine und sind empfindlich gegen den Mehltau.
3. Garnacha Blanca
Die Weine der Garnacha Blanca erreichen den höchsten Alkoholgehalt und haben im Vergleich zu den anderen hier beschriebenen Sorten einen niedrigen Säuregrad. Diese Trauben- sorte ist zwar weniger verbreitet, eignet sich aber für gefällige Weine und wird auch für Verschnitte verwendet.
Quelle: ICEX